Mittwoch, 3. August 2011

I'm on my way to Chicago...


 ....sang einst die von mir so verehrte Band Chicago – und nun hat San Francisco als Top  Adresse unter den amerikanischen Städten Konkurrenz bekommen. Ich könnte glatt ins Schwärmen geraten – so viel Architektur, so viel Grün mitten in der Stadt, so viel Kultur und so viel amerikanische Gelassenheit und Freundlichkeit!

Nachdem unser Fahrer Romolo also die 1000 km von Sioux Falls nach Chicago sicher und souverän gemeistert hatte, blieb ihm und uns gerade mal eine Stunde zum Ausruhen, denn Peter wollte uns unbedingt den abendlichen Blick auf die Stadt zeigen.  Mittlerweile stellen wir uns die Frage, welche Lenkzeiten für amerikanische Busfahrer erlaubt sind, denn genau genommen war Romolo von 7.30 - 22.00 am Lenkrad. Ich vermute mal, dass das in Deutschland nicht möglich wäre...
Also schnell unter die Dusche und schon saßen wir wieder  im Bus, denn unser Hotel lag doch etwas außerhalb vom Zentrum.  Es war die abendliche Rushhour, aber wir kamen trotzdem fix voran, denn  in  Chicago gibt es eine Express Lane, eine mittlere Autobahn, die morgens in die Stadt hinein führt und abends aus der Stadt hinaus – also alles entspannt.  Der erste Blick auf die Skyline in der Dämmerung war überwältigend. Da die Stadtrundfahrt aber erst für heute geplant war, standen andere  Ziele auf dem Programm:  zuerst der „Navy Pier“, eine Ausflugsmeile , die in den Michigansee hineingebaut ist, mit Läden, Restaurants, einem Riesenrad und anderen Zerstreuungsmöglichkeiten. Man könnte bis zu einem Leuchtturm laufen, aber das wäre natürlich zu weit gewesen. Wir genossen den Bummel, saßen auf einer großen Terrasse mit Blick aufs Wasser und fühlten uns wie auf der Seebrücke in Ahlbeck. Nur, dass das hier nicht die Ostsee, sondern ein Binnensee war. Unglaublich, welche Ausmaße der hat und dabei ist er nur der zweitgrößte Binnensee der Welt ( größer ist – glaube ich – nur der Aralsee ? ) 



Abendstimmung in Chicago

Hungrig wie wir waren probierten wir die von Peter angepriesenen Chicagoer Hot Dogs , was allerdings ein Reinfall war. Zwischen zwei wie immer labbrigen Brötchenhälften bestand Thomas’ Dallas Hot Dog aus Würstchen, Roter Soße und Käseschnipseln, mein San Francisco Hot Dog hatte dazu noch zwei Scheiben Tomate und ein Stück saure Gurke. Ich erwähne das so ausführlich, da diese Hot Dogs hier wirklich als Delikatesse gelten , weil der „Erfinder“ die ganze USA bereist hätte, um die Besonderheiten jeder Stadt in einer speziellen Würstchenkreation  wiederzugeben.  Naja.
Danach fuhren wir in den Grand Park  wo wir uns an einem wunderbar  erleuchteten Springbrunnen nieder ließen und ein Weinchen aus Plastebechern tranken. Das ist übrigens streng verboten und wären wir erwischt worden, hätte unser Peter die Nacht im Gefängnis verbringen dürfen.
Schlag 9.00 veränderte sich die Situation: aus einem Lautsprecher ertönte – natürlich- patriotische Musik und die „Buckingham Fountain“ – so hieß der  größte Springbrunnen auf dem amerikanischen Kontinent – erstrahlte im wechselnden Spiel der Farben und Fontänen. . Das ganze Spektakel dauerte ca. 15 min und nachdem wir noch ein paar Nachtaufnahmen von der Stadt gemacht hatten, ging es zurück ins Hotel.




Tag zwei in Chicago hatte eine Stadtrundfahrt im Programm und danach einen Bootsausflug auf dem Michigansee. Diesen Bootsausflug haben wir uns geschenkt, weil wir die Stadt, in die wir uns auf Anhieb alle beide verliebt haben, „erbummeln“ wollten. Wir hatten uns schon im Hotel einen Plan für Downtown, also die Innenstadt, geben lassen und merkten bei der Rundfahrt auch schnell, dass man sich hier kaum verlaufen kann. Erster – noch gemeinsamer – Höhepunkt war der Millenium Park, eine ziemlich große grüne Lunge mitten in der Stadt und umrahmt von Wolkenkratzern. Dort findet sich eine  supertolle Freilichtbühne von genau dem Architekten, der schon die Philharmonie in LA gebaut hatte.



Und als wir am Mittag noch einmal dorthin zurück kamen, probte sogar ein Sinfonieorchester für das abendliche – kostenlose- Sommerkonzert Strauss und Mozart.. Das interessanteste und überraschendste Kunstobjekt in diesem Park war aber die „Bohne“, ein silbernes Teil in Form einer Riesen-Kidneybohne, die durch den Spiegeleffekt völlig neue Einblicke und Ansichten auf die umliegenden Häuser bietet. Wie ich gerade noch ergoogelt habe, heißt das Teil eigentlich "Cloud Gate" , also Wolkentor und wiegt sagenhafte 99.8 t !! Und der von der Künstlerin beabsichtigte Effekt ist genau der, den ich beschrieben hatte. In Chicago stehen übrigens auch noch wie Selbstverständlich Skulpturen von Picasso, Miro oder Chagall - Wahnsinn!



Danach trennten wir uns von den Bootsfahrern und machten uns auf  zur Erkundung der Stadt. Erste Station war der Hancock Tower, ein Wolkenkratzer mit Aussichtsplattform.
In 40 sec  brachte uns der Lift in die 94. Etage und von dort bot sich uns dann ein spektakulärer Ausblick. Mittlerweile hatte sich nämlich auch die Sonne gegen die von der Nacht übrig gebliebenen Gewitterwolken durchgesetzt und Chicago, die „windy city“ zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Peter warnt aber immer der Winter sei hier einfach nur eiskalt und schrecklich. Ich gebe zu – das ist mir ziemlich wurst!

Den Strand vor der Tür ....
                                                    
    
.......Pool, Dachgarten und Balkon auf der Rückseite der Hochhäuser.
Das ist eine weitere Besonderheit Chicagos - die Hochhäuser der Innenstadt sind bewohnt und beherbergen nicht nur Banken oder Versicherungen .



Danach sind wir nicht weiter auf der Hauptader , der Michigan Ave. ( hier wohnt übrigens Oprah Winfrey)   gelaufen, sondern haben uns eine , wenn auch kaum kleinere, aber doch etwas ruhigere Parallelstraße ausgesucht, von der uns wunderbare Schnappschüsse von tollen Häusern gelangen: Trump Tower, Sears Tower ( das bis vor wenigen Jahren höchste Gebäude der Welt) oder  Elemente des Chicago aus Al Capones Zeiten. 





Der Eindruck blieb weiter ausgesprochen positiv: keine Schmierereien, saubere Straßen und wann immer wir im Stadtplan suchten gab es freundliche Hilfsangebote von freundlichen Menschen. Ich könnte ja jetzt sagen kein Wunder ,da Chicago von vielen Deutschen geprägt wurde, es gibt sogar noch ein deutsches Viertel und eine deutsche Zeitung.... Einer der bekanntesten Architekten , die Chicago beeinflusst haben, ist Mies van der Rohe, ein Gründer der Bauhaus- Schule in Weimar. Wie so viele andere auch hatte er Nazideutschland verlassen müssen und dann bis zu seinem Tod in den USA gelebt.
Eine Besonderheit  in Chicago ist auch noch eine witzige Hochbahn, die rund ums Zentrum ( dem Loop) fährt, Die haben wir aber nicht genommen, sondern sind zu Macy’s essen gegangen. Diese Foodhalls in den großen Kaufhäusern sind eine wunderbare Einrichtung – auch wenn  die Unart von Plastegeschirr und –besteck  sehr gewöhnungsbedürftig ist. Ob Sushi, Sandwich, Salat oder warmes Essen, hier findet jeder etwas für wenig Geld. Und wie in jedem amerikanischen Restaurant gilt: Wasser gibt es kostenlos,  für alkoholfreie Getränke ( auch Kaffee) bezahlt man 1 Mal  und kann dann „nachtanken“ bis der Bauch oder die Blase platzen.
Als wir gegen 2 Uhr wieder in unseren Bus stiegen, hatte sich die Stadt mittlerweile gefüllt, auf den Straßen herrschte ein einziges Gewusel von Menschen – dazwischen Jazzmusiker oder Straßenkünstler, aber auch Bettler und mir ist schon klar, dass wir die ärmeren  Stadtteile nicht gesehen haben.  Wie wir später erfuhren, hat die  besondere Geschäftigkeit noch andere Gründe: heute kommt Präsident Obama nach Chicago, um dort seinen 50. Geburtstag zu feiern und am Wochenende beginnt ein 3-tägiges Musikfestival, wofür  jeweils  schon 90 00 Tickets verkauft wurden. Alle wollen Eminem, Lady Gaga und andere  Musikgrößen erleben.  Uns erwarten morgen die Niagarafälle und ich habe mir vorgenommen, heute einfach mal zeitig ins Bett zu gehen....

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