Es gibt Menschen, die reisen nur aus ganz bestimmten Gründen zu ganz bestimmten Orten. Zum Beispiel die Chinesen: sie sind der Überzeugung, dass Kinder, die im Angesicht, mindestens aber beim Schein des Polarlichts gezeugt werden, besonders glückliche Menschen würden. Und so buchen betuchte Bewohner des Reiches der Mitte in der fraglichen Zeit gerne Reisen nach Alaska, um dann ihr Hotelzimmer nicht zu verlassen, solange das Polarlicht glüht. Keine Ahnung ob da was dran ist – aber der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge...
Ich weiß auch nicht , ob etwas ähnliches für die Niagarafälle gilt, aber es würde mich nicht wundern. Die Wirkung der Urgewalten dieses „Achten Weltwunders“ auf ein kleines Menschlein wie mich ist einfach unbeschreiblich. Aber ich mache gerade wieder den zweiten Schritt vor dem ersten...
Um zu den Niagarafällen zu kommen, mussten wir mal kurz die Grenze nach Kanada überschreiten. Man sollte nicht glauben, wie lange Grenzformalitäten zwischen doch eigentlich befreundeten Staaten dauern können, aber das kennen wir ja noch aus –Gott sei Dank – längst vergangenen Zeiten. Nach ca. 1 h war aber alles erledigt und wir fuhren durch kanadische Landschaften, entlang des gewaltigen Ontariosees und des Huronsees. Den Eriesee, wo mein Lieblings-Kinder-Indianerbuch“ Blauvogel“ spielt sahen wir leider nicht. Aus einer kostenlosen Zeitung, die ich an einer Tankstelle mitnahm ( dort standen übrigens die Schneepflüge für den mit Sicherheit zu erwartenden Winter schon bereit ) erfuhr ich, dass der kanadische Sommer mal wieder dabei ist Wärmerekorde zu brechen. Diesen Eindruck hatten wir durchaus auch, als wir den Abend mit lauer Luft und Zikadengezirpe erlebten.
Na, jedenfalls machte es Peter wieder spannend, denn wir fuhren nicht einfach zum Ort der Begierde, sondern näherten uns dem Niagara Fluss aus einer ganz bestimmten Richtung, damit wir erkennen konnten, dass es eigentlich zwei Wasserfälle sind – ein kleinerer (das ist nicht wörtlich zu nehmen) auf amerikanischem Gebiet und ein gewaltig großer, zum Halbkreis geformter ( deshalb Horseshoe - Hufeisen genannt ), der zu Kanada gehört.
Hier sieht man beide, links der amerikanische Fall - |
und hier erkennt man deutlich die Hufeisenform des kanadischen Falls. |
Da die Auswaschung des Felsens natürlich auf beiden Seiten voran schreitet, werden die beiden Teile irgendwann einmal zu einem Mega-Wasserfall zusammenwachsen, aber das werden wir wohl nicht mehr erleben, auch wenn jeden Tag 168.000 Kubikmeter Wasser/Minute mit unglaublicher Kraft und unter gewaltigem Getöse in die Tiefe rauschen. Wir fuhren also erst mal dran vorbei, machten eine Fotopause, wobei uns die nassen Nebelschwaden der herunter stürzenden Wassermassen schon mal leicht durchnässten und weiter ging es bis zu der Stelle, wo der Fluss um eine Landzunge (amerikanisch) praktisch eine Kehre macht. Genau dort konnte man nämlich mit einer Art Seilbahn den Fluss von Kanada über die amerikanische Landzunge bis zum anderen, wieder kanadischen Ufer überqueren. Haben wir natürlich gemacht und konnten tolle Fotos schießen.
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Sieht man den roten Punkt? In dieser Gondel schwebten wir über den Niagara Fluss. |
amerikanische Landzunge links... |
.... einmal rundrum..... |
.....und amerikanische Landzunge rechts! |
Dann gings erst mal zum Hotel – leider nicht mit Blick auf die Fälle ( eh unnütze Liebesmüh’ , zumindest was das Zeugen von Kindern betrifft..... ), dafür aber mit Whirlpool im Zimmer, Kingsize Betten und künstlerischen Handtuchkreationen!
Der nächste Höhepunkt folgte auf dem Fuße: Bootsfahrt ins Auge –nicht des Vulkans, sondern der Niagarafälle. Wir hatten ja schon von oben gesehen, wie unglaublich es aussah, wenn sich eine Nussschale voller Menschen dieser Naturgewalt versucht zu nähern. Und nun waren wir an der Reihe– ausgerüstet mit blauen Regenmänteln und gut verpackten Kameras. Und es boten sich uns wirklich eigentlich unbeschreibliche Bilder. Das Sonnenlicht brach sich in den Wassertropfen, so dass sich oft mehrere Regenbogen bildeten, Vögel wagten sich in die Nähe der Fälle und diese dann so unmittelbar von unten zu sehen – da fehlen mir fast die Worte.
Eine ganz neue Ansicht der Fälle bot sich dann am Abend, als diese in wechselnden Farben angestrahlt wurden.
Und so sind die Niagarafälle eigentlich auch eine Gelddruckmaschine. In den letzten Jahren sind eine ganze Reihe von Hotels entstanden ( auf kanadischer und amerikanischer Seite ), die meisten natürlich so hoch gebaut, dass die Fälle von möglichst vielen Zimmern aus gesehen werden können und meistens verbunden mit Casinos. Für den Familienurlaub gibt es ein Vergnügungsviertel mit Riesenrad, Spukschlössern, Wachsfigurenkabinett und natürlich Unmengen der unvermeidlichen Fastfood Restaurants. Getoppt wurden diese nur noch durch Souvenier- und T-Shirt Läden.
All das lockt natürlich Menschen aus aller Welt an und es herrscht ein ziemlich babylonisches Sprachgewirr. Da sind wir dann noch ein wenig flaniert und dann erschöpft in unsere Betten gefallen, denn um 5.30 Uhr sollte die Nacht vorbei sein. Die Hauptstadt ruft!!
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